Entwickler Dipl.-Ing. Hans Günter Bals mit jungem Testfahrer auf dem Swingbike-Prototyp / Hagen 1956.
Das swingbike hat eine abenteuerliche Entstehungsgeschichte. Nicht immer lief alles glatt für seinen Erfinder, den deutschen Maschinen- und Flugzeugbau-Ingenieur Hans Günter Bals.
Oft stand die Weiterentwicklung auf Messers Schneide. Die Marktgesetze herkömmlicher Fahradindustrien, die auf bewährte Bewegungsmuster setzten, waren allzu mächtig. Doch Bals ungebrochene Obzession und der Wille, diese Form der Fortbewegung der Menschheit doch noch zu ermöglichen, hat sich schließlich durchgesetzt.
Durch eine limitierte Herstellungsstrategie, die ein hohes Qualitätsniveau und maximales Anpassen auf individuelle Bedürfnisse der Nutzer ermöglicht, ist es Bals gelungen seine Idee zu retten. Hier folgt die Geschichte der Entwicklung.
1956 versuchte Hans Günter Bals zum ersten Mal seine Idee der Fortbewegung mit ganzer Kraft in einem neuartigen Kinderfahrrad zu realisieren. Das Ergebnis war alles andere als befriedigend - doch der Gedanke einer körperumfassenden Dynamik ließ den deutschen Maschinen- und Flugzeugbau-Ingenieur nicht mehr los. In den 70er Jahren konzipierte er dann den ersten Prototyp des Swingbikes. Als Viergelenkrahmen konstruiert ermöglichte es erstmals einen Radantrieb durch Einsatz des ganzen Körpers. Arme, Beine, Bauch, Brust und Rücken - alles arbeitet mit und treibt das Rad vorwärts in einer harmonischen, runden Bewegung. Aus diesem gesunden Bewegungsmuster entwickelte Bals bald gemäß den speziellen Anforderungen von Ärzten und Orthopäden ein therapeutisches Standgerät - den Swingtrainer - und später auch gemeinsam mit seinem Sohn Christoph Bals, Diplomingenieur für Maschinenbau und Medizintechnik, den Relactiver für den Einsatz in der physikalischen Therapie und im Sport.
An der Vision des Rades hat Hans Günter Bals jedoch über 50 Jahre festgehalten und das mechanische Prinzip weiterentwickelt und verfeinert. Dies war kein leichtes Unterfangen, obwohl alles so vielversprechend begann: 1978 wurde es als Reitrad im aktuellen Sportstudio präsentiert. Der Zweiradhersteller Hercules bemühte sich daraufhin um die Lizenz und erstellte eine erste Serie unter dem Namen Cavallo. Jedoch hatten die Ingenieure aus gestalterischen Gründen gravierende Änderungen an der Bals'schen Konstruktion vorgenommen - und damit der Idee beinahe den Todesstoß versetzt. Das Rad verlor sein dynamisches Potenzial, galt damit als "nicht zu vermarkten". Es blieb Bals nichts anderes übrig, als den Lizenzvertrag aufzulösen und selbst die Entwicklung und Herstellung wieder zu übernehmen - in kleinsten, teils handgefertigten Auflagen. Einige Exemplare dieser ersten Etappe finden sich heute in verschiedenen Fahrad- und Technikmuseen oder werden als Rarität auf Sammlerbörsen hoch gehandelt.
Für den Ehrgeiz des Entwicklers aber waren die Ergebnisse noch lange nicht ausgereift, die Überwindung des sogenannten "Totpunktes" noch nicht sanft und die erreichbare Geschwindigkeit noch nicht rasant genug. Die Suche nach der vollkommenen Fortbewegung wurde für Bals zur technischen Obsession, bei der er manchen Prototypen verschliss. Doch Beharrlichkeit zahlt sich aus: Mit der jüngsten limitierten sb_5000-Edition des Swingbike könnte zugleich auch eine neue Ära im Radsport beginnen...